Joseph Roths Roman „Die Rebellion“ (1924) und die Traumata des Krieges
In: literaturkritik.de, Nr. 3, März 2022, Schwerpunkt II: Krieg und Frieden
Der Lorbeerkranz – er scheint untrügliches Zeichen eines zu feiernden Sieges. Der transitorische Akt vegetabiler Bekränzung ist seit der griechischen Antike Bestandteil der Festkultur. Jedoch ist jede Verleihung bei aller befestigenden Ehrung zugleich Geste der Überwindung fester Grenzen (bei Toten-, Hochzeits- wie Siegesfeiern) und wird damit zu einem in der europäischen Geschichte wirkmächtigen ambivalenten Sprachbild. In ihrer repräsentativen Zeichenhaftigkeit allein sind die Lorbeer-Ehren nicht zu fassen. In mythologisch-literarischer Tradition erscheinen sie vielmehr in der materiellen Verschränkung von Form und Transformation auch als eine Figuration der Flüchtigkeit. Ihren Formen und Transformationen geht dieser Essay nach. Zu lesen >>>
Als sich die Leuphana, eine der kleinen und jungen Universitäten in Deutschland, vor etwa zwei Jahrzehnten neu definierte, stand der Wille zu besonderer „Qualität“ einer interdisziplinär ausgerichteten Lehre im Mittelpunkt. Der Bologna-Prozess wurde im Unterschied zu anderen Hochschulen modellartig gefasst und führte zu einer umfassenden Neustrukturierung der Lüneburger Universität. Nicht nur die vier Fakultäten Bildung, Kultur, Nachhaltigkeit und Wirtschaft, sondern insbesondere die fakultätsübergreifenden Schools – College, Graduate und Professional School – sollten eine interdisziplinäre wissenschaftliche Ausrichtung in Lehre, Forschung und Transfer sowie ein Zusammendenken dieser drei grundlegenden universitären Aufgabenbereiche in allen Studiengängen garantieren, vor allem im Bachelor.
Das sogenannte Leuphana-Semester ist für die Studienanfänger/innen der Einstieg in die Wissenschaft. Alle Studierenden haben im modularen Lehrangebot des ersten Semesters dasselbe fächerübergreifende Wahlprogramm, das die unterschiedlichen Methoden, Denkweisen und Verstehensprozesse der Wissenschaften grundlegend vermitteln soll.
Das College der Leuphana wird 2020 dreizehn Jahre alt – eigentlich eine gute Zeit, um erwachsen zu werden. Leider gibt man an deutschen Universitäten guten Projekten kaum eine Chance, aus der Pubertät endlich in ein nachhaltigeres Stadium des Erwachsenseins zu treten. Jedenfalls lohnt es, zurückzublicken und die mit dem Studienmodell verbundenen Ideale „guter“ Lehre nochmals hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit zu reflektieren.
Text lesen: „Was ist gute Lehre“
Die Definitionen Europas in ihrer Relation zum Begriff der Migration sind von voraussetzungsvollen historischen wie aktuellen Identitätskonstruktionen abhängig. Die Bestimmungen des „Eigenen“ und „Fremden“ durch räumliche Grenzziehungen prägen zu Beginn des 21. Jahrhunderts weniger nationale Konzepte, sie sind vielmehr in den diversen Argumentationsmustern des Europa-Diskurses virulent. In den sich auffällig lokal bzw. regional formierenden Protestbewegungen gegen Migration wie Globalisierung spielt die dezidiert gegen “außereuropäische Kulturen“ gerichtete Aggression eine zentrale Rolle. Aber auch in der Grenzsicherung der Europäischen Union und in der Verurteilung islamistischer Terroranschläge und Gewalt wurde und wird auf eine „kulturelle“ europäische Identität im Sinne universalistisch wirksamer Wertsetzungen der europäischen Aufklärung – Demokratie, Toleranz, Selbstbestimmung, Ökonomie – rekurriert. Diese sind weiterhin auf ein räumlich verankertes Selbstverständnis angewiesen.
Angesichts der aktuellen Offenlegung einer mangelnden Einheit und Identität Europas brechen nur scheinbar Konnex und Verankerung des Wiedererkennbaren und Identischen in nationalen, regionalen wie auch kontinentalen Kollektivierungsmustern zusammen. Der hegemoniale Gestus der Selbst-Ermächtigung und Selbst-Bestätigung gegen die aus dem „außereuropäischen“ Raum Fliehenden legitimiert sich zunehmend über den Kultur-Begriff selbst – eine Entwicklung, zu der sich die nach ihm benennenden (Kultur-)Wissenschaften verhalten müssen. Während „Europa“ in seiner affirmativen, identitätsstiftenden Zuschreibung wieder an Wert verliert, wird der Kultur-Begriff im aktuellen politischen Diskurs präsenter. Dabei geht es jedoch weiterhin um räumliche Verankerungen der jeweiligen Identifikation, sei es in Sprache, Kollektivierung, Erinnerung oder emotionaler Bindung.
Migration und Europa in kulturwissenschaftlicher Perspektive
Zweite Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft (KWG)
6. bis 8. Oktober 2016 an der Universität Vechta
Panel: Übersetzte Figurationen. Räumliche Entwürfe europäischer „Kultur“ (Leitung: Ulrike Steierwald)
Siehe auch: Transiträume der Flucht auf www.literaturkritik.de
und
Ulrike Steierwald, « Europa – Heimat als Groteske », Germanica [En ligne], 56 | 2015, mis en ligne le 30 septembre 2017, consulté le 24 août 2019. URL : http://journals.openedition.org/germanica/2903
In Erweiterung erschienen im Verlag Duncker & Humblot, 2016 >> Mehr
Der niemals begonnene Beginn ist der Albtraum des Autors. Würde er sich schlicht in die mythologische Tradition der ewigen Wiederholung des schon Gesagten, schon Geschriebenen einreihen, wäre sein Selbstverständnis als Urheber und Schöpfer in Frage gestellt. Eine ,,Antritts“-Vorlesung hingegen gibt durch den Ritus des Antretens, des Eintretens in die lnstitution der Universität einen Rahmen vor. Mit den literarischen Entwürfen des Anfangs haben es die Schriftsteller/innen seit der Geburt des freien Autors im 18. Jahrhundert und der Loslösung von den traditionsreichen historischen Regelpoetiken schwerer. Die Antrittsvorlesung skizziert Strategien und Riten, die das erste, leere Blatt dennoch immer wieder füllen.
Literarische Übersetzungen: Ein Versuch in zwei mal zehn Minuten
Mozart/da Ponte: „Soave sia il vento“ /
Thomas Kling: menschen gedenken eines menschen
, in der Reihe „Zehn Minuten Lyrik“
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Prof. Dr. Ulrike Steierwald
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