Hg. von Wolfgang Kemp und Ulrike Steierwald,

Inhalt: Bildlichkeit entsteht mit und in jeder begrifflichen Wahrnehmung. Um den Ordnungen und Gesetzmäßigkeiten der Sprachbildlichkeit nachzugehen, bietet sich heute die dynamische Architektur eines digitalen Thesaurus, eines polydimensionalen „Schatzhauses“, geradezu an. Denn eine lebendige Sprache muss sich in einem nicht zu erschließenden, nicht zu verwertenden Wortschatz entfalten können und wird damit ästhetisch als ein relationales System des Ausdrucksgeschehens nachvollziehbar. Der in diesem Heft programmatisch wie in exemplarischen Darstellungen sich präsentierende Thesaurus ist das Herzstück eines Forschungsprojektes, dessen Architektonik zu einer Art progressiver Universalpoesie werden soll. In ihr erweist sich die potentielle und damit fiktionale Bedeutungspluralität der Sprache auch jenseits syntaktischer oder pragmatischer Kontextualisierung als evident und damit wahrhaftig. Das Thesaurus-Modell setzt die konventionellen Hierarchien zwischen Wissenschaften und Künsten, Faktizität und Fiktion, zwischen Sprache, Bild und Ton außer Kraft und markiert dabei deren Differenzen wie Übergänge umso klarer.

Heft der Zeitschrift figurationen, 19. Jg., Heft 2 2019, hrsg. von Barbara Naumann (Zürich)

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Aus dem Inhalt:

thesaurieren. Bildrelationen im Beziehungssystem der Sprachen. Von Ulrike Steierwald

füllen. Die Fülle, ihre kulturellen Formen und ein Versuch, ihr zu entgegnen. Von Wolfgang Kemp

kippen. Von Lilian Robl

verkörpern. Körper, Zeichen und Listen: Sprache im Werden. Von Yvonne Förster

herzen. Von Nora Gomringer

zuschreiben. (Nicht) An eine Säge denken. Von Anna Degler

modellieren. Die Analogie als Herz der Sprache. Von Ruth Neubauer-Petzoldt

abschweifen. Von Lilian Robl

aufsatteln. Auf den Schultern von Riesen. Von Achatz von Müller

meghalni/sterben. Von Noémi Kiss

2019 jährte sich der Todestag des Schweizer Autors Hermann Burger zum dreißigsten Mal. In der Vorlesungsreihe „10 Minuten Lyrik. Der Dichtung eine Gasse“ (Leuphana Universität Lüneburg) antwortete ich Burger mit seinen eigenen  Worten und in der für seine Dichtung spezifischen logischen Konsequenz: „Aber du bist nicht tot.“  [Aus: „Der Stumme Bruder“, Rauchsignale – Lyrikanthologie von Hermann Burger, 1967]

In der Reihe „Konstellationen“ der Klassik Stiftung Weimar:  Vortrag über die Profilbildung von historischen Sammlungen unter dem Aspekt der Paradoxie offener Systeme. Das Kurzinterview im Anschluss des Vortrags (Reinhard Laube, Herzogin Anna Amalia Bibliothek) als Video : > Video

Neuer Master-Studiengang an der Leuphana Universität in Kooperation mit dem Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS).

Literaturwissenschaftliche Aspekte sind in diesem neuen Studiengang insbesondere einer Geltendmachung von „Theorie“ gewidmet. So different und indifferent sich die Theorien der Moderne zeigen, sie verweisen alle auf einen der Moderne selbst inhärenten und sie bestimmenden Aspekt – nämlich den der Theorie. Denn jede Theorie reflektiert das Faktische der Praxis in der Spanne des Möglichen. Theoria cum praxi: Die auf die Moderne zielenden Strömungen der europäischen Ideengeschichte sind strukturell durch dieses reflexive Moment eines Spannungsverhälnisses bestimmt. Es führte in den sich ausdifferenzierenden Wissenschaften zu sehr disparaten Entwicklungen und machte „die Moderne“ seit dem Ende der 1960er Jahre auch zu einem zentralen Begriff der Sozial- und Kulturwissenschaften weltweit. Der Studiengang zeichnet diese unterschiedlichen historischen wie aktuellen Herangehensweisen nach und macht sie für „eine“ Theorie der Moderne fruchtbar.