Sammlungen und ihre (Re-)Präsentation zwischen Weltentwurf und Fetischisierung.
Podiumsgespräch in Kooperation mit dem Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK), Hamburg, Mi, 14. Oktober 2020, 19.00 Uhr > Unter optimalen Sicherheitsvorkehrungen wurde im ausgebuchten Hörsaal des Museums nicht zuletzt der unschätzbare Wert einer gesellschaftlichen Präsenz von Wissenschaft und Künsten deutlich. Ergo: Wir planen weiter!
Es diskutierten: Wolfgang Kemp (Kunsthistoriker) und Ulrike Steierwald (Literaturwissenschaftlerin) mit Reinhard Laube, Historiker und Direktor der HAAB, Klassik Stiftung Weimar / Barbara Plankensteiner, Sozialanthropologin und Direktorin des MARKK Hamburg / Bernd Scherer, Philosoph und Intendant des Hauses der Kulturen der Welt, Berlin.
Zum Thema:
Schätze scheinen repräsentative Zeichen der Macht. Mythologisch besaßen sie jedoch jenseits der Repräsentation einen ungeheuren Wert. Die Wertschätzung der in Riten und Kulte eingebundenen (An)Sammlungen von Dingen war weder zu bemessen noch instrumentell zu begründen oder ökonomisch zu verwerten. Was heute in Sammlungen und Ausstellungen als im übertragenen Sinne kulturelle »Schätze« tradiert wird, umfasst auch Alltagsgerät, Kriegswaffen oder ehemalige per sönliche Besitzstücke. Koloniale Expansion und ein neuzeitlich europäisches Kunstverständnis führten im 19. Jahrhundert in Museen, Archiven und Bibliotheken zu Ein- wie Zurichtungen solcher »Schätze«. Diese Institutionen zielten auf Mehrwertgenerierung – sei es durch Repräsentation staatlicher Macht, wissenschaftliche Auswertungen oder Bildungsziele – und trugen damit maßgeblich auch zu radikalen Veränderungen von Kulturen bei.
treasure / erasure: Die Gleichzeitigkeit von Aneignung, Sammlung, Tradition und Zerstörung ist heutigen öffentlichen Institutionen, die für eine Sichtbarmachung der »Künste und Kulturen der Welt« Verantwortung tragen, bewusst. An der Erschließung der Provenienzen, der individuellen Geschichten wie der Geschichtlichkeit von Sammlungen wird an vielen Stellen gearbeitet. Aber was sind die konkreten Konsequenzen in den neuen Konzeptionen dekolonialen Denkens, für weitere Ergänzungen oder Verminderungen der Sammlungen oder für öffentlichkeitswirksame Veranstaltungsprogramme? Zu fragen ist auch, ob und wie eine andere Begriffs- und Kulturgeschichte des »Schatzes« und der »Welt« zur Klärung beitragen können.
Erste Veranstaltung in der Reihe SCHÄTZE, Projekt »Thesaurus der Sprachbildlichkeit«